Europäische Fuggerstraße:
Ein großes Kapitel der Wirtschaftsgeschichte
Die Europäische Fuggerstraße führt zu Bergwerken und Montanzentren, deren Silber, Kupfer, Quecksilber und Eisen die Fugger reich werden ließ
Sagenhaft reich wurden die Fugger im Augsburg der Frühen Neuzeit durch Baumwollhandel und Kredite für Päpste, Kaiser und Könige – vor allem aber durch die Montanwirtschaft. Ab der Zeit um 1490 entstand der europaweite Bergbaukonzern der Fugger mit Erzgruben und Hüttenwerken in Tirol (vor allem in Schwaz und Sterzing), in Kärnten und in Neusohl in Oberungarn (Banská Bystrica in der heutigen Slowakei). Mit Gold und Silber, Blei, Galmei und Eisen, vor allem aber mit Kupfer und Quecksilber schrieben Jakob Fugger „der Reiche“ und seine Nachfolger ein spannendes Kapitel der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Fuggerhäuser und Schlösser, Kirchen und Denkmäler, Schaubergwerke und Museen in Augsburg, Bad Hindelang, Schwaz, Hall, Sterzing und Banská Bystrica (Neusohl) lassen die Geschichte eines Montankonzerns nachvollziehen, der bis um 1660 die Europäische Union vorwegnahm. Seit 2023 führt die Europäische Fuggerstraße auch nach Bad Gastein – und damit in jene Region, in der die Fugger erstmals mit eigenen Gruben und Grubenanteilen selbst in den Bergbau einstiegen. Im Salzburger Land wurde gold- und silberhaltiges Erz abgebaut und verhüttet.
Europäische Handelswege, Bergwerke und Verhüttungszentren der Fugger
Ein Video im Fugger und Welser Erlebnismuseum in Augsburg zeigt europäische Handelswege des Montankonzerns der Fugger und die Lage ihrer Bergwerke und Verhüttungszentren in Österreich und Italien sowie der Slowakei. Die animierte Karte stellt die Transportwege der Erze, Halbfertig- und Fertigwaren per Saumpferd, Wagen, Floß und Segelschiff dar.
Lernen Sie die Europäische Fuggerstraße kennen
Sehenswürdigkeiten, aktuelle Ausstellungen und Tipps
Silberbergwerk Schwaz: „aller Bergwerke Mutter“
Als die Fugger 1522 Gruben und Hüttenwerke in und bei Schwaz übernahmen, entstand ihr nach Neusohl zweites großes Montanzentrum. Bis heute wird Schwaz vom Bergbau in der Zeit der Fugger geprägt, und das Silberbergwerk ist eine der größten Sehenswürdigkeiten Tirols.
Banská Bystrica: Bergbau und Fugger erleben
Neusohl in Oberungarn (Banská Bystrica in der heutigen Slowakei) war ab 1496 das erste größte Montanzentrum der Fugger. Ein mehrtägiges Programm führt in die Stadt, zu den Bergwerken in Herrengrund, zu einem Kupferhammer – und zu einem Denkmal der Kaiserin Elisabeth.
Augsburg: Die Fuggerei
Jakob Fugger „der Reiche“ gründete anno 1521 die Fuggerei, die älteste noch existierende Sozialsiedlung der Welt. Rund 150 katholische Augsburger Bürgerinnen und Bürger leben dort in 67 Häusern. Die Jahreskaltmiete beträgt 0,88 Cent. Zur Mietvereinbarung gehört, dass die dort lebenden Menschen täglich für den Stifter und seine Familie beten.
Augsburg: Das Fugger und Welser Erlebnismuseum
Das Museum befasst sich mit der Geschichte der Fugger und Welser und mit der Wirtschaftsgeschichte Europas. Es geht auch um Silber, Kupfer, Blei, Gold und Quecksilber, um Bergknappen, um Kinder- und Frauenarbeit in den Bergwerken und um die Bedeutung des Kupfers für den Sklavenhandel.
Die drei Hammerschmieden von Bad Hindelang
Sie sind im Kern aus dem 15. Jahrhundert und damit ein weit und breit einzigartig frühes Denkmal vorindustrieller Eisenverarbeitung. Drei von der Wasserkraft der Ostrach angetriebene Hammerschmieden, in denen die Fugger Spieße für Kaiser Maximilian I. herstellen ließen, sind noch in Betrieb.
Erasmus-Projekt in 5 Ländern
Im Projekt „Jakob Fugger – A historical European influencer“ sind fünf Schulen aus Deutschland (Augsburg), Italien (Sterzing), der Slowakei (Banská Bystrica), Spanien (Almadén) und Belgien (Antwerpen) eingebunden. Die Städte sind alle mit der Person von Jakob Fugger verbunden. Das Hauptziel des Projekts ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu erforschen und herauszufinden, welche unterschiedlichen Auswirkungen seine Geschäftspraktiken auf die Städte auf wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Ebene bis in die Gegenwart hatten.