Die Anfänge der Fugger
im Gold- und Silberbergbau
Mit Gold und Silber aus dem Gasteinertal begann der Weg der Fugger zum dominierenden Montankonzern
Im Gasteinertal wurden die reichen Augsburger Fugger kurz vor dem Jahr 1490 erstmals mit eigenen Erzgruben und Grubenanteilen selbst zu Montanunternehmern. Der Einstieg in das Bergwerksgeschäft gelang den Fuggern durch den Abbau und die Verhüttung von Gold- und Silbererz hoch über dem Dorf Gastein und im benachbarten Raurisertal. Bis heute ist dies ein weitgehend unbekanntes Kapitel in der Geschichte der Fugger-Firma. Über den Gasteiner Bergbau kamen die Fugger erstmals mit Melchior von Meckau, dem Fürstbischof von Brixen, in Kontakt. Auch dieser Kirchenfürst war als Bergwerksunternehmer im Gasteinertal tätig. Die Kredite Melchior von Meckaus finanzierten wenige Jahre später den kometenhaften Aufstieg der Fugger zum führenden Kupferkonzern Europas. Die Montanwirtschaft sollte schon um das Jahr 1500 maßgeblich zum Vermögen der Brüder Fugger und der Handelsfirma beitragen. Rund um das mondäne Dorf Bad Gastein findet man in den Hohen Tauern bis heute viele Spuren des Gold- und Silberbergbaus: die Mundlöcher der im Tagebau ausgebeuteten Erzgruben, Abraum- und Schlackenhalden sowie die weit und breit einzigartige „Knappenwelt“ im Angertal. Das „Montanmuseum Altböckstein“ erinnert an den Bergbau, der im Gasteinertal erst Mitte des 19. Jahrhunderts endete. Die Kulturroute „Via Aurea“ führt zu den Relikten und Technikdenkmälern des Gold- und Silberbergbaus. Und mit etwas Glück finden Gäste des Gasteinertals sogar noch heute etwas Tauerngold – und zwar nicht nur im Museum.
Tipp
Bad Gastein ist für sein Thermalwasser bekannt. Im mondänen Kur- und Badeort trafen sich der Adel und der Geldadel. Deshalb erinnert Bad Gastein heute auch an die Aufenthalte der Kaiserin Elisabeth von Österreich. Die markante Kulisse des Kur- und Badeortes gruppiert sich um den spektakulären Gasteiner Wasserfall, der mit einer Fallhöhe von rund 340 Metern mitten durchs Dorfzentrum rauscht. Hoch über Bad Gastein wandert man in der Bergwelt des Naturparks Hohe Tauern – wo man immer wieder auf Spuren des Bergbaus trifft. Ein Relikt des Erzabbaus ist auch der Gasteiner Heilstollen, dessen Radongehalt, hohe Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur bei vielen Beschwerden helfen.
Über die Anfänge der Fugger in der Montanwirtschaft ist aufgrund der geringen Aktenüberlieferung recht wenig bekannt. Über einen Rechtsstreit, der im Fuggerarchiv dokumentiert ist, lassen sich die Anfänge der Fugger'schen Montanwirtschaft im Gasteinertal auf das Jahr 1489 datieren. Dass man heute so viel mehr über die Anfänge des Augsburger Montankonzerns im Gold- und Silberbergbau in den Tauern weiß, ist der jahrzehntelangen Forschungsarbeit des Bad Gasteiner Montanhistorikers Fritz Gruber zu verdanken. 2014 hatte (der 2022 verstorbene) Professor das Buch „Das Gold der Fugger. Gastein und Rauris – Bergbau der Fugger im Salzburger Land“ herausgebracht.
Am Goldbergbau kommt man in Bad Gastein weder beim Bergwandern noch bei der Erkundung des Ortes vorbei. Im Ortszentrum erinnert zum Beispiel das „Gasteiner Museum“ in Räumen des ehemaligen „Grand Hotels de l’Europe“ an die „goldene“ Epoche des Gasteinertals, aber auch an die Geschichte des Heilbads Bad Gastein und dessen prominenteste Besucherin – Kaiserin Elisabeth.
Relikte des Bergbaus hoch oben am Berg
Auf Relikte des Bergbaus stößt man beim Bergwandern: Bis in Höhen von mehr als 2.000 Metern hatten die Bergleute erzhaltiges Gestein abgebaut. Die Ruinen von Knappenhäusern, Mundlöcher (die Eingänge zu den Erzgruben) und mächtige Abraumhalden findet man hoch über Bad Gastein – nicht zuletzt an den Hängen um die beiden Bockhartseen im heutigen Sportgastein. Wo einst nach Golderz gegraben wurde, liegt heute das höchste – schneesichere – Skigebiet im Salzburger Land.
Tauerngold und Montangeschichte in Böckstein
Am Fuß des Radhausbergmassivs (auch dort besaßen die Fugger Anteile an einer der Erzgruben) liegt auf mehr als 1.100 Metern Höhe der Bad Gasteiner Ortsteil Böckstein. In einer ehemaligen Bergarbeitersiedlung zeigt das „Montanmuseum Altböckstein“ nicht nur funkelndes Tauerngold, sondern vor allem auch montanhistorische Exponate zum Goldbergbau in der Zeit von 1342 bis 1945. Sogar eine funktionstüchtige Aufbereitungsanlage für gold- und silbererzhaltiges Gestein und eine Knappenkirche sind hier zu besichtigen.
Epitaphe reicher Gewerken in Bad Hofgastein
Knapp acht Kilometer nördlich von Bad Gastein erinnern in der Nachbargemeinde Bad Hofgastein mehrere Stationen an den Bergbau im Gasteinertal. Im Zentrum der Marktgemeinde steht die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. An ihrer Außenfassade sieht man die Marmorepitaphe reicher Gewerken. Diese Gedenksteine zeigen neben den Gewerken auch Bergknappen bei ihrer schweren Arbeit mit dem Schwinghammer und mit Pochwerkzeug. Im nahen Ortsteil Hundsdorf erinnert das Weitmoser-Schlössl an einen „Gasteiner Fugger“, den steinreichen Gewerken Christoff Weitmoser: Er war im 16. Jahrhundert der bedeutendste Goldproduzent im deutschsprachigen Raum.
Die Knappenwelt im Angertal
Acht Kilometer außerhalb von Bad Hofgastein liegt die „Knappenwelt Angertal“: Dort wandert man zu Relikten eines Hüttenwerks mit Röst- und Schmelzofen sowie Treibherd. Von 1490 bis 1620 – teils also auch in der Ära der Fugger – wurde dort Gold- und Silbererz verhüttet. Schon bald nach 1500 endeten die Bergbauaktivitäten der Fugger im Salzburger Land. Ihr Interesse erlosch, als ihr Gasteiner Faktor alles Gold und Silber an die bischöfliche Münze in Salzburg liefern musste: Zuvor war der freie Handel mit Gold und Silber, das die Fugger in Venedig verkaufen ließen, sehr viel lukrativer gewesen.
Text © Martin Kluger
Sehenswürdigkeiten, aktuelle Ausstellungen und Tipps
„Via Aurea“ – der Weg zum Tauerngold
Das Tauerngold gab der „Via Aurea“ den Namen. Das Wegenetz dieses montanhistorisch fundierten Kultur- und Tourismusprojekts rund um die Goldberggruppe führt zu Erzgruben, Abraum- und Schlackenhalden und zu Relikten von Knappenhäusern, zu Museen und Freilichtmuseen.
Gold waschen in Bad Gastein
Unweit des „Montanmuseums Altböckstein“ gibt es auch einen Goldwaschplatz an der Nassfelder Ache, die „Alte Pöck“. Schon die Kelten sollen hier nach dem begehrten Edelmetall gesucht haben. Nomen est omen: Das Gebirgsmassiv bei Bad Gastein heißt Goldberggruppe.
Ein Goldwaschplatz im Angertal
Auf die Suche nach dem Tauerngold macht man sich auch bei Bad Hofgastein. Beim „Waldgasthof Angertal“ zeigt ein Profi den Neulingen unter den Goldwäschern, wie man das Tauerngold mit hölzernen Goldwaschtrögen aus dem Sand des Angerbachs holt.
Sackzüge und „Sisi“ im Museum
Das „Gasteiner Museum“ erinnert an die Geschichte des Kur- und Badeortes – und an die des Bergbaus. Eine Malerei zeigt die vielen Erzgruben über dem Dorf, sogar einer der gefährlichen Sackzüge ist zu erkennen. Im Museum trifft man auch auf „Sisi“ – Kaiserin Elisabeth.
Wege zum Gold im Raurisertal
Mehr zum Tauerngold? Dann lohnt sich ein Ausflug zu den gotischen Gewerkenhäusern in Rauris. Im Rauriser „Talmuseum“ sieht man Mineralien – auch Gold. Der Weg nach Kolm-Saigurn lohnt sich wegen eines Bergbaumuseums und zweier Wanderwege zum Tauerngold.
Das Buch zur Fugger-Story
In den Tauern bei Bad Gastein kann man viel vom Bergbau entdecken. Wer sich fundiert auf die Landschaft und ihre Geschichte vorbereiten will, liest Fritz Grubers Buch „Das Gold der Fugger. Gastein und Rauris – Bergbau der Fugger im Salzburger Land“.