Kupfer und Silber – Reichtum
durch Metalle aus Tirol und der Slowakei

Der europäische Montankonzern
der Augsburger Fugger

Es ist die Geschichte eines legendären Unternehmens der Frühen Neuzeit und des kometenhaften Aufstiegs eines Augsburger Familienunternehmens zum bedeutenden Konzern: Ab 1410 befasste sich der erste Fugger mit dem Handel und der Verarbeitung von Edel- und Buntmetallen. Der Einstieg in den Bergbau erfolgte vor 1490: In Gastein und Rauris gewannen die Fugger Gold und Silber. Dort und in Klausen in Tirol besaßen sie erste Erzgruben. Doch zum europaweit führenden Montankonzern wurden die Fugger erst durch Bergwerke in Neusohl und Schwaz.

Tipp

Im Jahr 2019 jährt sich der Todestag von Kaiser Maximilian I. zum 500. Mal. Zum Leben des Habsburgers, dessen Aufstieg von den Fuggern finanziert wurde, präsentiert Augsburg die Gedenk­ausstellung „Maximilian I. (1459 – 1519) Kaiser. Ritter. Bürger zu Augsburg“.

Sonderausstellung

Das Thurzohaus in Neusohl (Banská Bystrica)
© Marta Mlíchová

Mehrere Faktoren ließen die Fuggerfirma bald zum größten Montankonzern Europas werden: Die Wertschöpfungskette reichte vom Bergbau und von der Verhüttung über den Absatz von Halbfertig- und Fertigwaren bis zur Versorgung der Bergleute. Kredite verschafften den Fuggern den Zugang zu den Landesherren, denen das Erz im Berg gehörte. Die Zeit von 1460 bis 1560 war das „Jahrhundert des Seigerprozesses“: Silber und Kupfer konnten nun wirtschaftlich geschieden werden, der Bedarf an Blei zur Seigerung wuchs rasant. Die Nachfrage nach Silber und Kupfer für den Überseehandel und als Münzmetall explodierte. Kupfer wurde – als Baustoff, für Haushaltswaren, aber auch für Waffen oder für Schiffsausrüstungen – in großen Mengen verarbeitet. Kupferlegierungen – Bronze und Messing – fanden einen Massenmarkt, und sie wurden beim Glockenguss, für Kunstwerke und – von den Portugiesen – als Primitivwährung in Form von Manillen im Sklavenhandel mit Westafrika eingesetzt.

Das Fuggerhaus in Schwaz
© Martin Kluger / context verlag Augsburg

Bergbauzentren der Fugger in Tirol und in der Slowakei

Seit 1496 ließen die Fugger um Neusohl in Oberungarn (heute Slowakei) Kupfererz abbauen. Es wurde in Seigerhütten beim Kloster Mogila nahe Krakau sowie in Hütten auf dem Gebiet zweier weiterer Klöster – in der Fuggerau nahe Villach und im thüringischen Hohenkirchen – verarbeitet. Ein zweites Montanzentrum entstand ab 1522 durch Gruben und Hüttenwerke bei Schwaz und Kitzbühel in Tirol. Montantechnologien und Produktionszahlen hielten die Fugger streng geheim. Transporte über Land, Flüsse und Meer erforderten einen ungeheuren logistischen Aufwand. Blei zur Seigerung in Tiroler Hütten ließen die Fugger in Sterzing, für die Hütte Fuggerau im nahen Bleiberg abbauen. Blei für die Verhüttung in Mogila und Hohenkirchen kam aus Polen und bis aus England.

Das Fuggerhaus in Sterzing
© Martin Kluger / context verlag Augsburg

Kupfer für den Afrika- und Indienhandel lieferten die Fugger nach Venedig, nach Nürnberg und über Lissabon. Das Silber wurde zumeist von den Landesherren vermünzt. Nicht zuletzt durch die Montanwirtschaft konnte die Fuggerfirma ihr Kapital von 1511 bis 1527 von 200.000 auf 2.800.000 Gulden vervierzehnfachen. Als der Bergsegen in den Alpen und in den Karpaten versiegte, endete dort die Ära der Fugger. Das dritte Montanzentrum der Fugger entstand ab 1525 in Spanien. Mit der Pacht der Quecksilber- und Zinnobergruben von Almadén, dem größten Vorkommen Europas, tilgte Kaiser Karl V. Wahlkredite von 1519. Quecksilber, das in Kastilien rein und durch Rösten von Zinnober gewonnen wurde, verschiffte man zur Seigerung bis in die Neue Welt. Das Metall diente auch zur Herstellung von Spiegeln und zur Behandlung der Syphilis. Produkte aus dem Montankonzern der Fugger gingen als Handelswaren um die Welt. Kupfer, Bronze, Messing und Quecksilber wurden von portugiesischen Schiffen nach Afrika und bis nach Indien transportiert.

Sehenswürdigkeiten, aktuelle Ausstellungen und Tipps

© Thomas Baumgartner / context verlag Augsburg

Silberbergwerk Schwaz: „aller Bergwerke Mutter“

Als die Fugger 1522 Gruben und Hüttenwerke in und bei Schwaz übernahmen, entstand ihr nach Neusohl zweites großes Montanzentrum. Bis heute wird Schwaz vom Bergbau in der Zeit der Fugger geprägt, und das Silberbergwerk ist eine der größten Sehenswürdigkeiten Tirols.

© Martin Kluger / context verlag Augsburg

Banská Bystrica: Bergbau und Fugger erleben

Neusohl in Oberungarn (Banská Bystrica in der heutigen Slowakei) war ab 1496 das erste große Montanzentrum der Fugger. Ein mehrtägiges Programm führt in die Stadt, zu den Bergwerken am Herrengrund, zu einem Kupferhammer – und zu einem Denkmal der Kaiserin.

© Martin Kluger / context verlag Augsburg

Stiftung von 1521: die Augsburger Fuggerei

1521 stiftete Jakob Fugger „der Reiche“ die Fuggerei, die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt. In den 67 Häusern um acht Gassen leben rund 150 katholische Augsburger für eine jährliche Kaltmiete von 0,88 Euro. Alle Bewohner sollen dafür täglich drei Gebete für die Stifterfamilie sprechen.

© Martin Kluger / context verlag Augsburg

Augsburg: Das Fugger und Welser Erlebnismuseum

Das Museum befasst sich mit der Geschichte der Fugger und Welser und mit der Wirtschaftsgeschichte Europas. Es geht auch um Silber, Kupfer, Blei, Gold und Quecksilber, um Bergknappen, um Kinder- und Frauenarbeit in den Bergwerken und um die Bedeutung des Kupfers für den Sklavenhandel.

© W.B. Kleiner / Bad Hindelang

Die drei Hammerschmieden von Bad Hindelang

Sie sind im Kern aus dem 15. Jahrhundert und damit ein weit und breit einzigartig frühes Denkmal vorindustrieller Eisenverarbeitung. Drei von der Wasserkraft der Ostrach angetriebene Hammerschmieden, in denen die Fugger Spieße für Kaiser Maximilian I. herstellen ließen, sind noch in Betrieb.